Die Kinder der Finsternis by Wolf von Niebelschütz

Die Kinder der Finsternis by Wolf von Niebelschütz

Autor:Wolf von Niebelschütz [Niebelschütz, Wolf von]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Tags: Mittelalter, Provence
ISBN: 9783036991917
Herausgeber: Kein und Aber BcherTontrger Zrich
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


WALOS HÄNDE

Den Frühsommer 1135 verlebte Barral, auf nachdrücklichen Wunsch Dom Carls, wider Willen in Dschondis, als wachsamer Gast des Freundes, nicht als Gesandter. Die Moslemun lullten ihn ein. Undurchschaubar blieben Prinzen und Paschas. Der Emir, tatkräftig und zukunftsfroh, barg sich hinter den Schleiern beziehungsreicher Märchen. Geburten, die seine Sterndeuter zu erkunden suchten, gab der hohe Franke voll der artigsten Bereitwilligkeit abweichend an und verankerte die Frage im Gedächtnis. Des Harems bediente er sich, stutzig gemacht durch den schmeichelnden Wissensdurst der Mädchen, in hoheitsvoller Schweigsamkeit; den Diwan des Knechtes Thoro rückte er nachts quer vor seine Schwelle. Was er des Tages zu sehen begehrte, Werften etwa, sah er nicht, oder er sah es so, wie er nicht begehrte: Häfen etwa, sorgfältig geräumt. Kein Ritt, kein Gang erfolgte ohne Begleiter, jeder Begleiter verstand sich auf Aushorchen und Forthören, jede Übung, die man vorführte, war ein gestellter Mohr. Bald wußte Barral, es werde ihm nicht gelingen, mehr zu entdecken, als daß sie etwas vorhatten. Emir Salâch verabschiedete ihn mit mustergültiger Trauer und lud den Markgrafen zu einem prangenden Besuch von Fürst zu Fürst auf den Winter.

Die Magistrate von Mirsalon zeigten sich ohne Nachricht, fanden aber bei dem absonderlichen Verhalten nichts Absonderliches; dergleichen Geheimniskrämerei breche bei den Mohammedanern von Zeit zu Zeit aus wie das Hafenfieber. Kardinal Dionys erteilte Erlaubnis, den Rabbi zu befragen. Der Rabbi besaß Kenntnis einzig davon, daß Jared seinen Fuß nicht mehr in das Emirat setze; er sei gewarnt worden, man werfe ihm Verrat vor; seine Geschäfte besorge der Neffe Ruben. Ihn traf er auf Ortaffa, einen Mann des Spürsinns für Verwicklungen. Man hatte ihn nicht vom Schiffe gelassen. Seine Gewährsleute meinten, der Emir plane etwas gegen Prà, das den Tribut nicht erneuern wolle.

Markgraf und Bischof Guilhem beschäftigten sich derweil im Zypressenpalast Ghissi, das spröde Eisen Otho zu spalten. Als Barral heimkehrte, waren sie keinen Zoll weit gediehen. »Ihr schmiedet den falschen Knüppel ab und seid nicht die richtige Zange. Der arme Mann hat den Sparren im Hirn, das ist meine Meinung.« Im Garten, nach erstattetem Bericht aus Dschondis, bat ihn der arme Mann, indem er ihn vetterte, ob er ihm wohl verraten könne, auf welche Art eine Frau behandelt zu sein wünsche, Domna Judith komme demnächst aus dem Kloster. »Ich ahne, es ist nicht getan, indem man sich auf sie legt und wieder absteigt. Vielleicht wurde ihr Ähnliches gegeben wie dem Mann?« – »Das ahnen sogar die Hengste, Dom Otho. Der Käfer ahnt es. Der Ziegenbock. Wir dünken uns erhaben über die Tiere. Aber wie innig sind sie miteinander. Ich dachte, ihr Minnesänger hättet entdeckt, daß die Frauen Katzen sind, die man streicheln muß? Sperrt Eure Ohren auf, wenn Ihr streichelt. Ihr Schnurren und Knurren erzählt, was sie mögen. Sie mögen umworben sein.«

Das Kerzenlicht fiel in Streifen auf die jenseitige Böschung. Die Nacht war heiß. Schafgarbe und Minze dufteten aus dem Grummet. Grillen zu Tausenden geigten. Es klang, als zittere das Land bis jenseits der Gallamassa. Die Sterne funkelten unruhig. Im Schatten des Weges regte sich etwas. »Mon Dom?«



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